Auf den Chefposten befördert
- Bericht_Obertitel: Spar Premium League
- Bericht Spieldatum + Ort: Sa, 01.09.2023 | SPZ Nottwil
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- Bericht Gäste (Bild):
- Bericht Resultat: 25:25
- Bericht_Einleitungstext: Nach zehn erfolgreichen Jahren im Nachwuchsbereich des LK Zug hat der Dagmerseller Silvan Häfliger auf diese Saison hin das Cheftraineramt bei der 1. Mannschaft übernommen. Am Sonntagabend startet er mit den Zugerinnen in Nottwil in die neue Saison der Spar Premium League 1.
- Bericht_Autor: Peter Birrer
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- Bericht Bild Legende: «Die Spielerinnen sind keine Roboter. Wenn sie Spass haben an dem, was sie machen, klappt vieles einfacher.» - Silvan Häfliger
- Wer hat das Bild gemacht:: Lukas Iseli
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Für Silvan Häfliger beginnt nach zehn Jahren als Ausbildner ein neues Kapitel beim LK Zug: Der 35-jährige Dagmerseller trainiert seit diesem Sommer das Fanionteam der Frauen in der höchsten Spielklasse.
Das Gefühl ist positiv, die Zuversicht gross – und doch ist da dieses Kribbeln, verbunden mit der zentralen Frage: Wo stehen wir?
Silvan Häfliger ist in der Szene kein Neuling mehr, aber jetzt fängt für ihn ein neuer Abschnitt auf einer Ebene an, die er bislang nur als interessierter Zuschauer beobachtet hat. Er hat als Cheftrainer das NLA-Frauenteam beim LK Zug übernommen und einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Wobei ihm sowohl die Exponenten als auch die Strukturen im Verein vertraut sind: Häfliger hat ein Jahrzehnt als Ausbildner im Nachwuchs der Frauenabteilung verbracht und ist nun gewissermassen befördert worden.
Dass Handball im Leben von Silvan Häfliger einmal einen so hohen Stellenwert einnehmen würde, zeichnete sich nicht so früh und eher zufällig ab. Er wuchs in Dagmersellen auf, fand als Schüler zum Geräteturnen und tat das mit einigem Eifer. Das Leistungsorientierte und Zielstrebige, das gefiel ihm. Als sich unter einem Trainer Disziplinlosigkeiten einschlichen und «irgendwann Larifari herrschte», hörte Häfliger auf. Und wechselte zu den Handballern des TV Dagmersellen.
Als Coach am Schülerinnenturnier
Er brachte Talent mit und eben diesen Willen, stetig besser zu werden. Häfliger schaffte es in die erste Mannschaft, mit der er in die Nationlliga B aufstieg. Später spielte der gelernte Zimmermann in Malters und Einsiedeln in der 1. Liga, meist auf der Position im linken Rückraum. Dass er schliesslich den Weg des Trainers einschlug, hat viel mit seiner jüngeren Schwester Martina zu tun. Mit ihren Kolleginnen meldete sie sich für ein Schülerinnenturnier an, Silvan Häfliger stellte sich als Betreuer und Coach zur Verfügung.
Daraus wurde schnell mehr, weil die Mädchen es nicht bei diesem Turnier belassen wollten. Also formierte Häfliger eine Gruppe, die Teil des TV Dagmersellen wurde. Er trug als Trainer die Verantwortung – und stellte schnell fest, wie sehr ihm diese Aufgabe zusagt. Oder in seinen Worten: «Es nahm mir den Ärmel rein.»
«Die Spielerinnen sind keine Roboter.
Wenn sie Spass haben an dem, was sie
machen, klappt vieles einfacher.»
Silvan Häfliger Cheftrainer der 1. Mannschaft des LK Zug
Als sich die Möglichkeit ergab, beim LK Zug Juniorinnen auszubilden, zögerte er nicht. Er betreute Teams auf verschiedenen Stufen, erwarb die nötigen Diplome und schloss im Mai 2023 die Berufstrainerausbildung von Swiss Olympic ab. Und dann kam eben dieses Angebot im eigenen Verein, das Fanionteam in der höchsten Spielklasse zu trainieren. Lange musste er auch da nicht überlegen, als ihm ein Vertrag für zwei Jahre vorgelegt wurde. «Ich sehe das als grosse Chance und bin dankbar dafür», sagt er, «und das Schöne: Im Kader stehen mehrere Spielerinnen, mit denen ich schon im Nachwuchs zusammenarbeitete.»
Fordernd – aber auch menschlich
Als Nachfolger von Damian Gwerder soll Silvan Häfliger die Equipe nach turbulenten Jahren stabilisieren und für Ruhe sorgen. Und was ist das Faszinierende an seinem Job? «Ich habe mit unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun, mit Spielerinnen, die Talent und Ehrgeiz mitbringen», antwortet er, «meine Ambition ist es, eine funktionierende Gruppe zu formen und mit ihr das Optimum zu erreichen.»
Die Zielstrebigkeit aus seiner Jugend zeichnet ihn auch als Trainer aus. Er bezeichnet sich selber als «fordernd», aber – und das betont er – «mir ist der menschliche Umgang ebenso wichtig. Die Spielerinnen sind keine Roboter. Wenn sie Spass haben an dem, was sie machen, klappt vieles einfacher.» Was ihm auch ein Anliegen ist: «Sie sollen ihre Meinung kundtun und mich so fordern. Ich bin gerne bereit, mich und meine Arbeitsmethoden zu hinterfragen.» Häfliger, der mit der langjährigen LK-Zug-Spielerin Sibylle Scherer verheiratet und im vergangenen November erstmals Vater geworden ist, fühlt sich in Zug überaus wohl.
«Die Strukturen des Vereins sind top.
Ich kann mir derzeit keine bessere Adresse
für mich vorstellen.»
Es hätte sehr wohl die Möglichkeit gegeben, andernorts weiterzumachen, aber jede Anfrage lehnte er dankend ab. Mit dem Velo ist er in Kürze im Architekturbüro, in dem er nach einer Zweitausbildung als Hochbauzeichner angestellt ist. Rasch ist er zudem in der Sporthalle Zug, der Heimstätte des LKZ. Und: «Die Strukturen des Vereins sind top, ich kann mir derzeit keine bessere Adresse für mich vorstellen.»
Als Assistent an der U20-EM
Handball ist seine grosse Passion, und doch ist es, trotz hohem zeitlichem Aufwand, nur ein Nebenjob. In diesem Sommer aber erlebte er während etwas mehr als zwei Wochen, wie es wäre, wenn er vollamtlich Trainer sein dürfte. Mit der Schweizer U20 reiste er als Assistenzcoach an die Europameisterschaft nach Rumänien und konnte sich Tag für Tag mit Handball auseinandersetzen, mit dem Sport, bei dem so vieles gefragt ist, wenn man erfolgreich sein will: Physis, Technik, strategisches Geschick, Cleverness. «Handball ist komplex », sagt Häfliger, «man braucht die Hände, Beine – und den Kopf.» Dass im Frauenhandball nicht viel Geld im Umlauf ist und sich folglich nur wenig verdienen lässt, stört ihn nicht. «Das erfordert einen sorgfältigen Umgang mit den finanziellen Ressourcen», erklärt Silvan Häfliger, «und schön ist auch, dass die Spielerinnen sich engagieren, weil ihnen der Sport am Herzen liegt, und nicht, weil sie das Gefühl haben, viel verdienen zu können.»
Zum Start nach Nottwil
Jetzt geht also die neue Spielzeit der sogenannten Spar Premium League 1 los, zum Auftakt geht es für die Zugerinnen übermorgen Sonntag (18.30 Uhr, SPZ) nach Nottwil zu den Spono Eagles, die vergangene Saison die Playoff-Finalserie gegen den LC Brühl verloren. «Diese Partie liefert uns sicher wertvolle Aufschlüsse darüber, wo wir stehen», sagt Häfliger.
Er verzichtet darauf, zu forsche Ziele zu formulieren. Mit den Zugerinnen, die 2021 letztmals den Titel holten, möchte er sich in der Achterliga zunächst für die Finalrunde qualifizieren. «Wir nehmen uns die nötige Zeit, um etwas Solides aufzubauen», sagt Silvan Häfliger, «und in zwei, drei Jahren möchten wir ein Wort um den Meistertitel mitreden.»