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«Ich schlafe die eine oder andere Nacht etwas weniger»

Mit dem Heimspiel gegen Herzogenbuchsee (Mittwoch, 20.15 Uhr) beschliesst das SPL1-Team einen ersten Teil der Hauptrunde. Headcoach Damian Gwerder analysiert den bisherigen Saisonverlauf. Er spricht über die Verletztenmisere. Aber auch über das Verbesserungspotenzial.

Damian Gwerder, aktuell stehst du mit deinem Team mit vier Punkten aus sechs Partien auf dem ungewohnten 7. Rang der Tabelle. Wie sieht dein bisheriges Fazit aus?
Damian Gwerder: Meine Zwischenbilanz ist zwiespältig. Wir haben mit dem Gewinn des Supercups sehr gut gestartet. Dann spielten wir zum Auftakt der Meisterschaft gegen Yellow während 50 Minuten eine wirklich gute Partie, haben sie aber in den letzten 10 Minuten sang- und klanglos hergegeben. Beim GC/Ami-Spiel gibt es allerdings nichts zu beschönigen; das war bisher unser schlechtester Auftritt.

Dann folgte gegen Spono das Remis, das aufgrund des Auftakts nicht unbedingt zu erwarten war.
Nach 40 Minuten lagen wir mit fünf Treffern zurück und kamen zurück. Der erhaltene Ausgleich praktisch mit der Schlusssirene war natürlich ärgerlich. Gegen Kreuzlingen spielten wir eine gute erste Hälfte, verloren uns dann aber immer wieder einige Minuten – wie übrigens auch gegen die Eagles.

Der Kantersieg gegen Thun hätte eigentlich wie ein Befreiungsschlag wirken müssen….
Dieses Spiel war wirklich gut. Aber es zeigte auch auf, dass wir noch nicht gefestigt sind.

Hast du auf das Thun-Spiel hin etwas Spezielles gemacht?
Wir im Stuff haben im Vorfeld viel gearbeitet, auch mit Video. Zudem habe ich dem Team auch erklärt, was ich künftig wie will. Und wir sprachen auch über Fehlerkultur und wie wir damit umgehen.

In St. Gallen hatte das Team das Spiel über weite Strecken im Griff. In den letzten sechs Minuten folgte jedoch erneut ein Einbruch….
Mehr als 50 Minuten spielten wir gegen Brühl wieder guten und auch erfolgreichen Handball. Aber dann kamen wir in der Crunch-Time erneut von unserem Gameplan ab und standen am Ende wieder mit leeren Händen da. Dadurch erlebten wir ein weiteres Déjà-vu. Das ist ärgerlich. Es fehlt im Moment oft wenig, dass wir uns auch für eine gute Leistung belohnen.

Dein Team ist in dieser Saison nochmals jünger aufgestellt. Zudem fehlen dir wegen Verletzungen weiterhin wichtige Spielerinnen.
Stimmt. Und diese Ausfälle können wir nicht ohne weiteres kompensieren. Unsere Situation ist im Moment nicht einfach. Es fehlen Punkte und Erfolgserlebnisse. Und die vielen Verletzten sind für unser Spiel auch nicht förderlich. So standen zeitweise sogar drei, vier junge Spielerinnen gleichzeitig auf dem Platz, die in dieser Konstellation bisher kaum miteinander spielten.

Die Verletztenliste ist lang. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Emma fällt aufgrund ihres Kreuzbandrisses die ganze Saison aus. Joline steht nach der in der Vorbereitung erlittenen Fussverletzung jetzt wieder im Kader. Ria, die wir mit ihrer Routine und Qualität unbedingt brauchen, verletzte sich im Trainingslager und kam erst gegen Kreuzlingen zurück. Gegen Thun mussten wir auch noch auf Leah wegen ihrer Fussverletzung verzichten.

Dazu fehlt nach wie vor mit Celia die eigentliche Topskorerin. Wie sieht es bei ihr aus?
Celia hat – nachdem sie wieder etwas mehr trainieren konnte - aufgrund eines Kopftreffers eine kleine Hirnerschütterung erlitten und muss deswegen einige Tage pausieren. Wir hoffen, dass sie uns nach der Meisterschaftspause, also anfangs Dezember wieder zur Verfügung steht.

Ein Glücksfall ist aber «Tschägi». Sie gibt dem Team bei ihrer temporären Rückkehr nicht nur Stabilität, sondern auch zusätzliche Qualität.
Wir sind sehr froh, dass uns «Tschäggi» erneut hilft. Ihre Qualitäten sind nach wie vor unbestritten. Wobei ich aber auch klar sage: Man sieht, dass die jungen Spielerinnen über viel Potenzial verfügen. Sie sind einfach noch nicht soweit, dass sie in jedem Spiel ihr Rendement abliefern können.

«Sie sind einfach noch
nicht soweit»

Gerade der Supercup hat jedoch gezeigt, was auch in dieser Saison möglich sein könnte.
Mit diesem Erfolg haben wir die Bestätigung geliefert, dass wir, wenn wir so auftreten, mit jedem Gegner auf Augenhöhe mitspielen können. Wenn wir aber nur einen Zentimeter nachlassen, reicht es nicht. So gesehen waren die ersten Spiele in dieser Saison auch ein «Lehrblätz».

Die Liga ist viel näher zusammengerückt. Es dürfte in dieser Saison wenig «einfache» Spiele geben. Wie beurteilst du diese Situation?
Die Meisterschaft scheint so ausgeglichen zu sein, wie seit langer Zeit nicht mehr. Und deshalb ist es gut für uns, dass eine Leah oder eine Ria noch eine Saison anhängen. Denn nur mit 18- oder 19-Jährigen eine Saison bestreiten kann man zwar, aber nicht, wenn man ganz vorne mitspielen will.

Teams wie Thun, Yellow oder GC/Ami haben bei den Ausländerinnen aufgerüstet. Brühl verfügt sowieso stets über ein gewisses Kontingent. Wie siehst du diese Entwicklung?
Für die Liga ist es sehr gut, dass alles nah beieinander ist. Im Moment scheinen nur die Eagles keine Probleme zu haben. Wie sich diese Konstellation auf die Weiterentwicklung der Schweizer Spielerinnen auswirkt, dass viele Ausländerinnen tragende Rollen in ihren Teams spielen, wird sich weisen müssen.

Die aktuelle Situation ist für dich und den LKZ eher ungewohnt. Wie kommst du damit klar?
Wir befinden uns zwar in einer ungemütlichen Situation, vom Verein her stehe ich aber nicht unter Druck. So etwas kann passieren und hat – wie erwähnt – auch Gründe. Ich will aber nicht nach Ausreden suchen und nicht jammern. Als Trainer studiert man in solchen Momenten allerdings sehr viel und ist weniger locker als gewöhnlich. Und ich muss gestehen: Ich schlafe auch die eine oder andere Nacht etwas weniger….

Wo siehst du momentan vor allem Verbesserungspotenzial?
Wir müssen den Fokus auf uns richten, uns festigen. Wobei wir ein besonderes Augenmerk auf die Deckung legen wollen. Aber auch da: In der letzten Saison bildeten vorwiegend Celia und Steffi (Eugster) den Innenblock. Jetzt sind es mit Sara und Norma zwei 18-, 19-Jährige. Damit diese Automatismen wirklich greifen, braucht es Zeit. Umso mehr, da ich die beiden - weil sie ja in der SHV-Akademie im OYM trainieren - nur einmal pro Woche zur Verfügung habe.

Jetzt kommt eine einmonatige Meisterschaftspause. Wo setzt du in dieser Zeit die Prioritäten?
Alessia und Leah sind mit der A-Nationalmannschaft an der EM. Neben der Deckung wollen wir auch an den Auslösungen feilen und die Prozesse verfeinern. Und wenn ich auf die Tabelle schaue, ist ab Rang zwei aktuell alles möglich.