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Remo und Carla Hubler - Handball ist ein Teil ihres Lebens geworden

Ein akribischer Schaffer im Hintergrund

Das Gepäck ist mittlerweile eingecheckt. Jetzt wartet der Tross nur noch darauf, bis der Flug mit Zwischenstopp Lissabon aufgerufen wird, und die Reise zeitnah mit Endziel Funchal auf der Insel Madeira fortgesetzt werden kann. Die Stimmung beim Tross in der Abflughalle des Flughafens Kloten ist entspannt und locker. Das nächste LKZ-Europacup-Abenteuer hat definitiv begonnen.

Mit dabei im Staff ist diesmal auch Remo Hubler. Bereits zum 20. Mal hat er zusammen mit seiner Frau Carla einen Zuger-EC-Trip organisiert. In Funchal feiert er also ein Jubiläum der besonderen Art. Zu dieser Aufgabe, die stets auch eine gehörige Portion an Freizeit wegfrisst, ist er allerdings rein zufällig gekommen. «Fast wie die Jungfrau zum Kind», sagt Remo Hubler und lacht. Der Verein hätte für die Organisation des Europacups niemanden gefunden und so hatte er sich zur Verfügung gestellt. Dass es daraus nun bereits 20 Jahre geworden sind, überrascht auch ihn.

Oft ein Pokerspiel

Bis nur eine erste EC-Runde jeweils steht, kommt auf Hublers viel Arbeit zu. Sie beginnt mit der Anfrage des SHV zu den ersten Partien. Gefragt wird beispielsweise auch, in welcher Kategorie man diese internationalen Vergleiche spielen möchte, ob man eventuell einen «Upgrade» vornehmen möchte. «Dann geht es ans Eingemachte», erklärt Remo Hubler. Eine Arbeit, die im Gegensatz zu früher, mit zunehmender Digitalisierung zumindest in diesem Bereich einfacher geworden ist. Im Juli erfolgt dann die Auslosung. Anschliessend an die Sommerferien beginnen die Verhandlungen. Die Spieldaten sind zwar fix. «Die Diskussionen drehen sich in dieser Phase vor allem darum, ob zweimal zu Hause oder zweimal auswärts gespielt wird – und zu welchen Kriterien», sagt der LKZ-Mister Europacup. Das sei oft ein Pokerspiel.

Unter diesen Voraussetzungen sei es auch schwierig, das EC-Abenteuer finanziell einigermassen zu kalkulieren, sagt Remo Hubler. Davon ist ebenfalls abhängig, wie viele Runden die Mannschaft jeweils erfolgreich übersteht. Aus dem grossen Fundus an Erfahrung schöpfend, sagt er: «Der Budgetposten beläuft sich jeweils auf etwa 20'000 bis 30'000 Franken pro Saison.» Bei der Ausgabe 2022/23 spielte der LK Zug gegen Cassa Rurale Pontinia, gegen ein Team in der Nähe von Rom, zweimal erfolgreich in Italien. Gegen Quintus aus den Niederlanden wollten die Teamverantwortlichen der Holländerinnen ihrem jungen Team die Möglichkeit geben, für die beiden Partien in die Schweiz zu reisen. «Darauf haben wir uns auch geeinigt», erklärt Remo Hubler. «Bei den Begegnungen gegen die Portugiesinnen nun, haben wir ihnen unser Heimrecht «verkauft» und müssen nur für die Reisekosten aufkommen.»

Beklemmendes Gefühl in Sarajewo

Mittlerweile verfügen Carla und Remo Hubler über eine immense EC-Erfahrung. Seine Frau hält ihm gerade was den administrativen Bereich betrifft, oft den Rücken frei. «Wir sind ein eingespieltes Team», sagt er. Und sie kennen im Grundsatz auch das 90-seitige EC-Manual der EHF, obwohl es natürlich immer wieder zu Änderungen und Anpassungen kommt. «Und dennoch bin ich bei den Heimspielen jeweils drei Tage unter Strom», verrät Remo Hubler. Diverse Meetings, verantwortlich für die Betreuung des Gästetrosses, beginnend beim Abholen am Flughafen, und endend beim Zurückbringen, ebenfalls des EHF-Delegierten und der Schiedsrichter. Organisationstalent ist gefragt, es gilt zu koordinieren, den Überblick zu behalten. «Wir haben viele Helfer, die uns unterstützen. Ohne sie wäre die Durchführung eines solchen Events schlicht nicht möglich», betont Remo Hubler.

Was er allerding nicht explizit erwähnt: Wenn in Zug ein zweitägiger EC-Anlass stattfindet, ist er meist der erste, der die Halle betritt und der letzte der diese verlässt. Diesmal, mit den beiden Spielen auf Madeira, sind 30 bis 40 Stunden im Vorfeld sowie an den Spieltagen selber zusammengekommen. Zeit, die sich Hublers, bei zwei 100-Jobs an der Freizeit absparen. «Aber», sagt Remo Hubler, «es ist auch die Faszination Europacup, die uns so lange dabei gehalten hat». Sie leben für ihren Verein, für den LKZ. Da ist der EC eines von diversen Mosaiksteinchen.

«Wir möchten jungen Spielerinnen auch die Möglichkeit eröffnen, diese internationalen Vergleiche spielen zu dürfen, andere Länder zu erfahren.» Ob im norwegischen Bergen oder in Rostow Don, Russland: Meistens ist das zwar nur ein Kurzdurchlauf – aber immer ein Abenteuer, das prägt. Remo Hubler selber, war längst nicht bei allen EC-Reisen dabei. Dennoch sind einige Erlebnisse darunter, die ihm nachhaltig in Erinnerung bleiben. So sagt er: «Als wir etwa zehn Jahre nach dem Krieg in Ex-Jugoslawien vom Flughafen Sarajewo in die Innenstadt an vielen Friedhöfen vorbeifuhren und auch noch Häuser mit Einschusslöchern sahen, war das schon ein beklemmendes Gefühl.»

Ein wichtiger Teil ihres Lebens

Ein anderer Trip führte nach Polen, «wo die Mannschaft in einer Top-Arena spielen durfte, die mit immensen staatlichen Mitteln hingestellt wurde». Und in Belgrad hätten sie beispielsweise in einem Camp logieren dürfen, das eigentlich für die serbische Fussball-Nationalmannschaft reserviert war. «Eine solche Anlage zu sehen, war cool und imposant zugleich.» Der Austausch mit anderen Ländern, auch mit anderen Kulturen, findet Remo Hubler, neben dem sportlichen Aspekt, sehr wichtig. «Es tut zudem gut zu sehen, wie es anderen Menschen geht.»

Für das LKZ-Vorstandsmitglied sind seine vielseitigen Vereinstätigkeiten, er war unter anderem viele Jahre auch als Schiedsrichter unterwegs, längst zu einem nicht mehr missen wollenden Hobby, auch zu einem Ausgleich zu seiner Berufsarbeit geworden. Und Remo Hubler ist und bleibt ein stiller Schaffer, der sich am liebsten fernab des Rampenlichtes bewegt. Und für Hublers ist der Handball, der LK Zug insbesondere, längst zu einem Teil ihres Lebens geworden, den sie nicht missen möchten. So unterstützen sie auch mit viel Herzblut ihre Tochter Mia, die jeweils mit dem SPL2-Team aufläuft.

In der Zwischenzeit ist der Aufruf für den Flug von Zürich nach Lissabon erfolgt. Zeitnah geht es zum Boarding mit Fernziel Madeira. Und damit beginnt für den Mister Europacup nach vielen Stunden akribischen Schaffens im Vorfeld mit einer neuen Destination auch greifbar ein weiteres EC-Abenteuer.