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Gehirnerschütterungen im Sport: Unsichtbare Gefahren und der Nutzen von Baseline-Tests

Gehirnerschütterungen, auch Concussions genannt, stellen im Sport eine häufig unterschätzte Gefahr dar. Sie können durch direkte Schläge auf den Kopf oder das Gesicht, sowie durch indirekte Krafteinwirkung über andere Körperteile verursacht werden, wodurch eine impulsartige Kraft auf den Kopf übertragen wird.

Concussion-spezifische Symptome treten meist sofort auf. Es ist wichtig zu beachten, dass Bewusstlosigkeit zwar auftreten kann, jedoch keine Voraussetzung ist und bei weniger als 10% der Verletzten vorkommt. Bildgebende Verfahren wie CT oder MRI zeigen in der Regel keine Auffälligkeiten. Daher kann es für Athleten teilweise schwierig sein, die Diagnose zu verstehen und zu akzeptieren. Im Gegensatz dazu gibt es bei Knochenbrüchen oder Kreuzbandrissen keine Diskussionen.

Eine Concussion führt zu komplexen Vorgängen im Gehirn, was zu einem hohen Energieverbrauch bei gleichzeitig verminderter Energieproduktion führt. Dies resultiert in einem relativen Energiemangel, der nicht messbar ist, aber typische Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Licht- oder Geräuschempfindlichkeit verursachen kann. Zusätzlich beeinflusst eine Concussion verschiedene Facetten, darunter Gleichgewichtsprobleme, kognitive Einschränkungen, vermehrte Müdigkeit, Nackenprobleme bis hin zu Gefühlsschwankungen und Schlafproblemen.

Die Diagnose einer Concussion erfordert das Vorliegen zweier Voraussetzungen: das Vorhandensein eines Beschleunigungs- oder Abbremsmechanismus des Gehirns und das Auftreten von nur einem typischen Symptom. Alternativ kann das Gegenteil nachgewiesen werden, was jedoch nicht möglich ist.

Da Concussions nicht vollständig verhindert werden können, ist eine frühzeitige und angemessene Diagnose und Therapie entscheidend. Die Erholung von einer Concussion erfolgt leider heute noch oft auf der Grundlage eines symptombasierten Return-To-Sport-Protokolls (RTS). Es wurde jedoch gezeigt, dass die physiologische Erholung länger dauert als die klinische Erholungszeit. Symptome sind meist nach 7-10 Tagen nicht mehr vorhanden, die klinische, metabolische Erholung der Hirnfunktion liegt jedoch im Durchschnitt bei ca. 2-4 Wochen. Athleten, die während dieser Zeit wieder vollständig am Sport teilnehmen, sind einem zusätzlichen Risiko ausgesetzt, da sie sich einem sogenannten «second impact» aussetzen mit möglicherweise fatalen Folgen.

Es gibt verschiedene Tests, die nach einer Gehirnerschütterung durchgeführt werden können. Allerdings gestaltet sich die Auswertung ohne einen Vergleichstest im normalen Zustand (Baseline-Test) äusserst schwierig, nahezu unmöglich. Ein Baseline-Test, der verschiedene Aspekte einer Hirnfunktionsstörung wie Gleichgewicht, Reaktionszeit, kognitive Fähigkeiten, Gedächtnis, visuelle Verarbeitung und physische Leistungsfähigkeit abdeckt, ist empfehlenswert, insbesondere bei risikoreichen Sportarten. Ein Baseline Test ist zwar nicht für die Diagnose einer Concussion entscheidend, jedoch für die RTS-Entscheidungen von Bedeutung. Eine Baseline-Testung beinhaltet verschiedene Tests, um möglichst alle Facetten einer Concussion beurteilen zu können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gehirnerschütterungen eine ernstzunehmende Verletzung im Sport darstellen. Die Verhinderung schwerwiegender sekundärer Verletzungen und langfristiger Folgen erfordert ein angemessenes Management, Baseline-Tests und evidenzbasierte RTS-Strategien. Symptome allein reichen für die Diagnose aus, jedoch ist ein Verständnis des individuellen physiologischen Zustands vor der Verletzung entscheidend für RTS-Entscheidungen. Daher sind Baseline-Tests empfehlenswert und sollten jährlich wiederholt werden.