
«Sie geht ihren Weg peu à peu - aber dennoch akribisch»
«Im Moment verbringe ich viel Zeit hier», sagt Joelle Oberholzer und lächelt. Eben hat die 16-Jährige LKZ-Spielerin im Foyer des OYM Platz genommen. Aktuell ist das Leistungs- und Diagnostikzentrum in Cham für sie schon fast zu einem zweiten Zuhause geworden. Einerseits absolviert sie diverse ihrer acht wöchentlichen Trainings im OYM. Zum andern hat sie sich entschieden, im hauseigenen College mit dem Gymi auch ihre Ausbildung weiter fortzusetzen.
Vor rund zwei Jahren wechselte Joelle Oberholzer deswegen von der Kanti Zug nach Cham. «Hier kann ich Sport und Schule optimaler miteinander verbinden», begründet Joelle Oberholzer diesen Schritt. Zudem sind es die kurzen Wege, die sie schätzen gelernt hat.
Wenn man ihr so zuhört, fällt schnell auf: Die 174 Zentimeter grosse Kreisläuferin ist keine «waschechte» Zugerin. Vor viereinhalb Jahren zog sie von Basel nach Baar. Mit dem Handballspielen hatte sie vor rund zehn Jahren beim TV Muttenz begonnen. Und zwar so, wie es oft der Fall ist. Eine Kollegin motivierte und inspirierte sie dazu, mal reinzuschnuppern. Joelle Oberholzer startete den Versuch – und blieb. «Weil es eine coole Sportart ist.»
Bis zu den U14 spielte sie im Rückraum. «Das war aber nicht so mein Platz», schmunzelt sie. So sei sie dann am Kreis gelandet. «Ich glaube, da bin ich jetzt gut aufgehoben.» Dass sie ihre Position gefunden hat, bestätigt ihr auch der Trainer. «Joelle spielt einen wichtigen und guten Part. Sie ist eine zielstrebige und fokussierte Spielerin, die sich permanent verbessern will.»
Noch überall Luft nach oben
Handball geniesst bei ihr einen grossen Stellenwert. Sie investiert einiges an Zeit dafür. Und Joelle Oberholzer trägt ebenfalls Sorge zu ihrem Körper. Wissend, dass die Gesundheit die Voraussetzung für gute sportliche Leistungen ist. Deshalb hatte sie beispielsweise ihren Schmerzen im unteren Rückenbereich die richtige Bedeutung beigemessen. Und sich hierfür Osteopath Nils Verborg anvertraut. Mit Erfolg.
Über die U14 und die U16 ist sie mittlerweile bei den U18 angekommen. Wobei sie sagt: «Von der U16 zur U18 war für mich ein grosser Schritt.» In Zug werden die jungen Spielerinnen aber sukzessive an höhere Aufgaben herangeführt. Dafür wird oft teamübergreifend trainiert. In der laufenden Saison kann Joelle Oberholzer bei den Einheiten, zusammen mit den SPL2-Spielerinnen, sich schon an den nächsten Schritt gewöhnen. Gegen Leimental hatte sie bereits einen ersten Einsatz.
«Von der U16 zur U18 war
für mich ein
grosser Schritt.»
Und ihre guten Leistungen werden auch mit internationalen Einsätzen belohnt. So war sie bereits mit der U16-Nati im vergangenen Juli an der Open EM in Göteborg dabei. Und kürzlich nahm sie mit der Schweizer U18-Auswahl in Tenero an einem Lehrgang teil. Das sind alles kleine Mosaiksteinchen auf ihrem sportlichen Weg. Ein Weg, den die ehrgeizige Kreisläuferin zwar peu à peu, aber dennoch akribisch geht. Wobei sie auch mit viel Bescheidenheit erklärt: «Bei meiner sportlichen Entwicklung habe ich überall noch Luft nach oben.»
Ein Vorbild, das zu ihr passt
Joelle Oberholzer ist eine Spielerin, für die eine gute Stimmung auf dem Feld «ein sehr wichtiger Faktor» ist. Dann fühlt sie sich wohl. Das motiviert – speziell in der Deckung. «Ich verteidige gerne.» «Das macht sie gut», attestiert ihr Silvan Häfliger. Kräftig packt sie, jeweils im Zentrum deckend, zu. Und so verwundert es kaum, dass Hendrik Pekeler handballerisch ihr Vorbild ist. Der Spieler des THW Kiel spielt auf denselben Positionen wie Joelle Oberholzer. Und er macht einen unaufgeregten, einen ruhigen Job, spielt seinen Part speziell in der Abwehr kompromisslos.
Nicht zu weit in die Zukunft planen
Schule – Sport – Freizeit: Alles unter einen gemeinsamen Hut zu bringen, stellt die 16-Jährige zuweilen vor Herausforderungen. Wobei sie der Freizeit aktuell die kleinste Priorität beimessen kann. Umso mehr sagt sie: «Wenn ich mal Zeit für mich habe, dann geniesse ich diese Momente umso mehr. Mit Kolleginnen, Kollegen ausgehen, dafür muss aber immer Platz sein.»
Was ihre Zukunftspläne betrifft, soll der Weg dereinst sicherlich in die SPL1 führen – später möglichst auch in die A-Nationalmannschaft. Daher hat für sie Tabea Schmid vom LC Brühl, die dortige aktuelle Nummer 1 am Kreis, ebenfalls einen wichtigen Stellenwert. Ob dann ein «Supplement» obendrauf kommt, lässt die 16-jährige LKZ-Spielerin allerdings im Moment offen. Und das sicherlich gut so.