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Mit Spielfreude zurück nach einer langen Verletzungsodyssee

Kyra Gwerder läuft die linke Aussenbahn auf und ab. Immer wieder an diesem Trainingsabend in der Zuger Sporthalle. Mal frech, mal überraschend: Wenn sich ihr die Möglichkeit bietet, packt sie die Chance für den Torwurf. Man spürt die Spielfreude bei der 20-jährigen Muotathalerin.

Dieses Gefühl hatte sie in den vergangenen Monaten allerdings nicht immer. Nach der Doublesaison und dem abgeschlossenen Sportler-KV wollte sie eigentlich zum vereinsinternen Förderprogramm Talent Impact wechseln, noch vermehrter auf die Karte Handball setzen. Auch mit ihrem Arbeitgeber war alles bereits in trockenen Tüchern.

Doch dann waren es die schon längere Zeit immer wieder auftretenden Schmerzen am Sprunggelenk, die ihrer so sehnlichst angestrebten sportlichen Weiterentwicklung plötzlich ein Ende setzten. «Das war hart» sagt Kyra Gwerder rückblickend. Es sei eine kleine Welt über ihr zusammengebrochenes folgte eine Operation und die Ungewissheit, wie es bei ihr handballerisch weitergehen würde. «Ich nahm für mich die nötige Zeit, um die grosse Enttäuschung zu verarbeiten», erklärt der mit sensiblen Sensoren, aber auch mit viel Herz ausgestattete linke LKZ-Flügel.

«Das war für mich ein sehr emotionaler Moment»

Kyra Gwerder kämpfte sich aber zurück, tastete sich sukzessive erneut an das SPL1-Niveau heran. Gegen Ende der vergangenen Saison war sie wieder im Kader, kam auch zu Einsätzen. «Das war extrem schön», erklärt die Teamplayerin. Wobei: Richtig weg war sie ja nie. Nur: Die Zeit lediglich im Kraftraum zu arbeiten, nicht im Mannschaftsgefüge eingebunden zu sein, bedingte zuweilen viel Geduld und Durchhaltewillen.

Oft sei es extrem hart gewesen, zuschauen zu müssen, weiss die 20-Jährige. Und sie erinnert sich noch sehr gut an das Europacupspiel gegen den holländischen Vertreter Cabooter HandbaL Venlo. Als Zug im Hinspiel bei toller Stimmung in der eigenen Halle eine starke Vorstellung bot. «Das war für mich ein sehr emotionaler Moment», betont sie.

Die sportlich beste Entscheidung

Und so sagt Kyra Gwerder im Nachhinein: «Ich geniesse es, wieder zurück zu sein. Dafür gearbeitet zu haben, hat sich gelohnt.» Wie sich auch ihr Wechsel nach Zug seinerzeit lohnte. «Das ist sportlich die beste Entscheidung gewesen.» Nachdem sie bereits im Alter von acht Jahren in Muotathal mit Handball begonnen hatte, wechselte sie mit 12 Jahren zum LKZ, spielte noch einige Zeit ebenfalls mit einer Talentförderungslizenz.

Beim LKZ fühlt sie sich nicht nur sportlich zu Hause. «Der Verein ist eine grosse Familie.» Und die Familie Stutz beispielsweise hat immer ein Bett, wenn eine Spielerin eines braucht. Das ist irgendwie selbstverständlich. So auch an diesem Abend. «Sie haben viele freie Zimmer», lacht die Muotathalerin, die am nächsten morgen früh raus muss. Und deshalb gerne diese Möglichkeit packt, um nicht noch die 40 Minuten ins «Täli» fahren zu müssen.

Die U20-WM – das ganz spezielle Erlebnis

Ihr Trainer Damian Gwerder ist für Kyra Gwerder eine wichtige Bezugsperson. «Er kennt mich sehr gut und bei ihm fühle ich mich auch nie unter Druck.» Und der SPL1-Teamverantwortliche setzte auch auf sie, als er als U20-Nationaltrainer kürzlich sein Aufgebot für die WM in Slowenien bekannt gab. Und dies, obwohl die linke Flügelspielerin bis zu diesem Moment noch nicht wirklich wieder viele Partien bestritten hatte.

Die Muotathalerin dankte es ihm auf ihre Weise, mit guten Leistungen. Kyra Gwerder, der mit viel Organisationstalent versehene Familienmensch, empfindet es irgendwie auch als Geschenk, bei dieser WM noch dabei gewesen sein zu dürfen. «Es war wohl meine letzte Chance», glaubt sie. Und dann waren es eh noch Titelkämpfe unter ganz speziellen (Corona)vorzeichen. Mit der «Buchsi»-Torhüterin Janina Käser verlor auch die LKZ-Spielerin im Verlaufe des Turniers wegen eines positiven Coronatests ihr Zimmergspänli. Und sie war längst nicht die einzige. Aber das Team trotzte allen Widerwertigkeiten und schaffte am Ende mit dem 8. Rang ein Top-Resultat.

Angesprochen auf die demnächst startende neue Spielzeit, ist Kyra Gwerder «voll motiviert». Natürlich weiss sie zwar, dass sie mit Alessia Riner die aktuelle Nummer eins am linken Flügel der A-Nati vor sich hat. Deshalb sagt sie: «Ich warte auf meine Chance. Und wenn ich sie bekomme, will ich sie nützen.»