Vor wenigen Wochen stand sie noch im Nationaltrikot auf dem Feld, jetzt wieder im Zug-Dress in der Meisterschaft: Jessica Acklin blickt auf intensive Tage mit dem Juniorinnen-Nationalteam zurück. Zwei Spiele gegen Deutschland und wertvolle Erfahrungen, die sie nun nach Zug bringt. Im Interview erzählt die junge Rückraumspielerin, was sie aus dem Lehrgang gelernt hat, wie das Leben am OYM aussieht und worauf sie sich mit dem LK Zug am meisten freut.
1. Wie hast du die beiden Spiele gegen Deutschland erlebt? Was bleibt dir besonders in Erinnerung?
Für die meisten war es ein spezieller und chaotischer Lehrgang. Viele hatten mit Verletzungen zu kämpfen und konnten nicht teilnehmen. So waren viele neue Spielerinnen dabei. In unserem zweiten Spiel mussten wir auf zwei weitere sehr wichtige Spielerinnen verzichten. Ich denke, dass wir in diesem Lehrgang gemerkt haben, wie wichtig es ist, als Team zusammenzuspielen und einander die nötige Unterstützung zu geben. Schön war es, dass alle Spielerinnen zum Einsatz kamen und die jungen Spielerinnen besonders im zweiten Spiel bereits viel Verantwortung übernehmen konnten. Obwohl wir auf viele Spielerinnen verzichten mussten, sah man eine deutliche Leistungssteigerung vom ersten zum zweiten Spiel, jedoch kann man noch an vielen Dingen arbeiten und ich freue mich auf unsere weitere Entwicklung in dieser Saison!
2. Das erste Spiel ging knapp verloren, das zweite konntet ihr für euch entscheiden. Was habt ihr zwischen den beiden Partien angepasst oder dazugelernt?
Wir hatten nicht sonderlich viel Zeit zwischen den beiden Spielen, um vieles an unserem Spielstil anzupassen. Bevor es zum zweiten Spiel kam, durften wir nochmal eine Trainingseinheit absolvieren, die für uns sehr wertvoll war. Im ersten Spiel hatten wir besonders Mühe in der Deckung, so mussten wir uns vor allem in der Härte steigern. Ausserdem wurden wir von Deutschlands offensivem Deckungssystem überrumpelt und konnten nur schwer Lösungen finden. Das angesprochene Training war für diese Situation besonders nützlich und wir konnten nochmals genügend Selbstvertrauen tanken.
3. Solche Nationalteam-Lehrgänge sind auch immer eine gute Standortbestimmung. Was nimmst du persönlich aus diesen Tagen für dich mit, sportlich und mental?
Am meisten freue ich mich, mich mit den besten Spielerinnen meines Jahrgangs zu messen. Der Konkurrenzkampf ist intensiv, doch gerade dadurch sieht man, wer im Training in den letzten Wochen wirklich vorangekommen ist. Vor allem in Lehrgängen, in welchem viele Spielerinnen ausfallen, ist es wichtig, dass man deren Lücken füllt und jederzeit bereit ist, deren Rollen zu übernehmen.
4. Du bist neu beim LK Zug in der SPL1. Wie hast du die ersten Monate hier erlebt, und was unterscheidet das Umfeld oder das Training von deinem bisherigen Verein?
Ich bin gut im Verein angekommen und alle waren sehr offen. Von Anfang an habe ich mich sehr wohl gefühlt und konnte mich schnell einleben. In der ersten Mannschaft zu trainieren und bereits Spielminuten zu bekommen, war ein grosser, aber wichtiger Schritt für meine Entwicklung. Ich profitiere sehr viel vom Training, die Qualität und das Niveau ist sehr viel höher und ist genau das, was ich brauche. An den Spielen kann ich bereits meine ersten wertvollen Erfahrungen sammeln und mir in der SPL2 die nötige Sicherheit und Spielpraxis holen.
5. Du bist noch sehr jung und spielst bereits in der höchsten Liga. Wie gelingt es dir, Schule, Handball und Freizeit unter einen Hut zu bringen?
Momentan bin ich im 3. Jahr der Handball Akademie in Cham. Ich trainiere im OYM und gehe auch dort zur Schule. Es ist ein riesengrosser Vorteil, dass ich von meiner Garderobe in die Schule gerade mal 30 Sekunden gehen muss. An einem normalen Tag starte ich um 8 Uhr und gehe um 18 Uhr zu meiner Gastfamilie zurück. In dieser Zeit hatte ich zwei Trainings, war in der Schule und hatte über eine Stunde Mittagspause. Für uns Sportler ist das OYM der perfekte Ort, es vereinfacht uns vieles, es ist alles höchstprofessionell und wir sparen extrem viel Zeit. Der schwierigste Teil beim Sport ist sicherlich die Freizeit. Ich wohne nicht gerade um die Ecke, weshalb ich an Schultagen bei einer Gastfamilie untergebracht bin. Gerade meine Freundinnen und meine Familie kommen eher zu kurz. Jedoch ist das etwas, dem man sich als Sportlerin auch bewusst sein muss und ich habe Glück, dass mein Umfeld sehr viel Verständnis zeigt und mich immer bei allem unterstützt.
6. Gibt es Spielerinnen oder Trainerinnen, die dich besonders inspirieren oder geprägt haben (im Verein oder im Nationalteam)?
Auf meinem Weg hatte ich viele verschiedene Trainer/innen oder Mitspielerinnen, die mich auf verschiede Weise geprägt haben. Jede/r einzelne war wichtig und essenziell, dass ich auf meinem jetzigen Stand bin. Ich bin sehr dankbar, dass ich immer Trainer/innen hatte, die genug an mich geglaubt haben, auch wenn ich es manchmal selber nicht tat und mir das nötige Vertrauen entgegenbrachten. Auch meine Mitspielerinnen haben einen sehr grossen Teil zu meiner Entwicklung beigetragen. In den Trainings habe ich regelmässig die Gegenwehr bekommen, die ich brauchte, um mich weiterzuentwickeln und sie stellten mich immer wieder vor neue Herausforderungen.
7. Zum Schluss: Worauf freust du dich in dieser Saison am meisten mit dem LK Zug und was sind deine persönlichen Ziele?
Ich freue mich auf jedes Spiel wieder neu, ich spiele in zwei tollen Teams und ich hoffe, wir können diese Saison unser volles Potenzial ausschöpfen. Mein persönliches Ziel ist es, meinen Teil zum Erfolg beizutragen und mich gleichzeitig spielerisch als auch persönlich weiterzuentwickeln.